6 Kernkraftwerke in Belgien Belgien betreibt insgesamt sieben Atomreaktoren an zwei Standorten. Zu unterscheiden sind die ältesten Reaktoren Tihange 1 sowie Doel 1 und 2, die 1975 in Betrieb gingen sowie die wiederholt wegen verschiedener technischer Probleme abgeschalteten Reaktoren Tihange 2 und Doel 3, die 1982 ans Netz gingen, sowie die Reaktoren Tihange 3 und Doel 4, die 1985 in Betrieb genommen wurden. Es handelt sich dabei um Druckwasserreaktoren (DWR), die wiederum zu den so genannten Leichtwasserreaktoren gehören und sich von anderen Reaktor-Typen im Wesentlichen durch zwei getrennte Wasserkreisläufe unterscheiden: Primär- und Sekundärkreislauf (siehe Abbildung). Beim DWR wird durch Kernspaltung Wärme erzeugt und im Reaktordruckbehälter an das umgebende Kühlmittel (Primärkreislauf) abgegeben. Im Sekundärkreislauf wird das Wasser verdampft und den Turbinen zugeführt. Die Turbinen sind direkt mit dem Generator gekoppelt. So wird die erzeugte Wärmeenergie in elektrische Energie umgewandelt. Funktionsweise eines Druckwasserreaktors PRIMÄRKREISLAUF SEKUNDÄRKREISLAUF KÜHLKREISLAUF Reaktorgebäude Dampferzeuger Hochdruckturbine Wasserdampf Maschinenhaus Niederdruckturbinen Leitung zum Stromnetz feuchte, warme Luft Steuerelemente Druckhalter Sicherheitsbehälter Brennelemente Reaktordruckbehälter Hauptkühlwasser Kondensator Generator Kühlwasser Luft Sprühwasser Kühlturm (optional) © San Jose, Niabot/wikipedia, vereinfachte Darstellung Fluss
7 Das Kernkraftwerk Tihange (B) Der Reaktorblock Tihange 2 mit einer Leistung von ca. 1.000 Megawatt soll nach gegenwärtigem Stand bis 2023 laufen. Bei einer Inspektion im Jahr 2012 zeigten sich Risse im Reaktordruckbehälter. Der Reaktorblock Tihange 2 wurde daraufhin vom Netz genommen. Eine weitere Inspektion im Jahr 2014 zeigte erheblich vergrößerte Rissbefunde, die allerdings auch auf ein verbessertes Untersuchungsverfahren zurückzuführen sein könnten. Die Ursache der Rissbildung ist nicht genau bekannt. Die belgische Atomaufsichtsbehörde FANC entschied im November 2015, dem Betreiber das Wiederanfahren des Reaktorblocks Tihange 2 zu erlauben. Der Reaktor wurde daraufhin am 14. Dezember 2015 wieder hochgefahren. Die StädteRegion Aachen hat im Februar 2016 vor dem belgischen Staatsrat Klage gegen die Genehmigung zur Wiederinbetriebnahme des Reaktorblocks eingereicht. Diese Klage wird auf eine Reihe von Argumenten, unter anderem das Fehlen eines notwendigen königlichen Dekrets, gestützt. Die Landesregierungen von NRW und Rheinland-Pfalz haben nach Prüfung der Rechtslage beschlossen, der Klage der StädteRegion Aachen gegen die Erlaubnis der belgischen Atomaufsichtsbehörde FANC zur Wiederinbetriebnahme des Reaktorblocks Tihange 2 beizutreten. Der Reaktor liegt ca. 65 km von Aachen entfernt, dementsprechend wäre im Fall eines folgenschweren Reaktorunglücks bei der typischen Südwestwindlage mit erheblichen Auswirkungen in unserer Region zu rechnen. Maas Roermond Kreis Heinsberg Heinsberg 86 km Hasselt D B Maastricht NL StädteRegion Aachen Aachen 93 km Düren 64 km Kreis Düren Lüttich Euskirchen 111 km Meuse Tihange Spa 71 km Monschau Kreis Euskirchen Malmedy
Laden...
Laden...
Laden...
Follow Us
Facebook
Twitter
Youtube